Evangelische Stadtkirche 

Aalen

Die heutige Aalener Stadtkirche ist vermutlich der dritte Bau an dieser Stelle im Herzen der Aalener Altstadt. Das erste Bauwerk war eine dem Heiligen Nikolaus geweihte frühgotische Kapelle. Als Aalen 1360 Freie Reichstadt geworden ist, war diese Kapelle schon durch die 1340 erstmals erwähnte Pfarrkirche St. Nikolaus ersetzt worden. Der Friedhof, der ursprünglich direkt an der Kirche lag, wurde aus Platzgründen vor die Tore der Stadt, zur Johanniskirche, verlagert.

Der erste protestantische Gottesdienst in Aalen wurde am 29.6.1575 gehalten; von damals bis zum Beginn der Industrialisierung war Aalen eine rein evangelische Stadt. Als im Dreißigjährigen Krieg das schwedische Heer auf dem Rückzug war, wurde in Aalen ein Pulverwagen vergessen, der in Feuer geriet. Den Flammen fiel die gesamte Stadt mit Kirche zum Opfer.

Nach dem Brand von 1634 wurde die Kirche notdürftig wieder aufgebaut. Dem Turm im Nordwesten des Kirchenschiffes wurde 1685 zur größeren Sicherheit der Stadt ein zweistöckiges Achteck aufgesetzt, allerdings ohne dass die Fundamente verstärkt wurden. Unter der Last brach der Turm am Pfingstdienstag 28.5.1765 zusammen und stürzte auf das Kirchendach. Glück im Unglück: Wäre er eine halbe Stunde später umgestürzt, hätte er den versammelten Stadtrat unter sich begraben, der an diesem Morgen einen Ortstermin zur Begutachtung der Bauschäden angesetzt hatte. Wäre der Turm außerdem in die andere Richtung gestürzt, hätte er die Lateinschule (heute Café Boticeli) getroffen. Dennoch kamen bei der Katastrophe die zwei Kinder des Türmers ums Leben und das Kirchenschiff wurde völlig zerstört.

Der Einsturz des Turmes bedingte 1765-67 einen völligen Neubau. Dabei entstand eines der seltenen Beispiele eines protestantischen Kirchenraumes, der in den Formen des Barock erbaut wurde. Eine vergleichbare Kirche ist nur noch in Alfdorf im Remstal zu finden. Nach dem Entwurf des württembergischen Landbaumeisters Johann Adam Groß schuf Baumeister Johann Michael Keller eine barocke Quersaalanlage von 36 m x 16 m. Mit einer lichten Höhe von 11 m haben in der Kirche 550 Personen im Schiff und 330 Personen auf den Emporen Platz. In den Jahren 1955/56 und 1980 wurde die Kirche renoviert und die Farbgebung aufgehellt.

Die Altar-Kanzel-Gruppe ist um ein Altarkreuz aus dem 16. Jahrhundert angeordnet, das den Einsturz des Vorgängerbaus unbeschädigt überstanden hat. Bemerkenswert ist der Kanzeldeckel mit der Plastik eines auferstehenden Christus, erschaffen von Thomas Schaidhauf. Noch eine Besonderheit findet sich in der Aalener Stadtkirche: Die Altarstufen sind durch ein kunstvolles, mit dem Aalener Stadtwappen verziertes Gitter abgetrennt. Auf dem Altar findet sich außerdem ein Ornament, das früher am Orgelgehäuse seinen Platz hatte. Als dieses für den Einbau in Aalen abgeändert wurde, wurden auch neue Ornamente angefertigt.

An der Decke des Saalraumes finden sich drei Fresken von Anton Wintergerst: in der Mitte das Jüngste Gericht, links und rechts davon die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi. Um diese Bilder ranken sich einige Legenden—diese lassen Sie sich aber am Besten bei einer Stadtführung erzählen... Übrigens hat noch ein Teil den Turmeinsturz von 1765 überlebt: Die Feuerglocke der Stadt aus dem 16. Jahrhundert. Diese hängt in der Laterne des Turmes und läutet seit kurzem wieder—dank des Engagements von Liesel Keiner, Fritz Walter und Horst Retter."


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